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Grafen-Denkmal: McAllister eingeschaltet
NWZ vom 17.11.2011
Horst Milde möchte Antworten zum möglichen Standort am SchlossWartet weiter auf einen festen Standort: Die auf dem Landesturnier im Juni vorgestellte Statue von Graf Anton Günther. Bild: Tobias Frick
Der Mitinitiator der Denkmal-Initiative verzeichnet „Desinteresse“ bei der Stadt. Daher sprach er Kulturministerin Wanka und den Ministerpräsidenten an. Von Thorsten Kuchta
OLDENBURG Horst Milde bleibt dabei: Das in diesem Jahr entstandene Reiter-Standbild des Oldenburger Grafen Anton Günther gehört vor das Schloss. „Das war seine Residenz, und genau dort sollte an seine für das Oldenburger Land segensreiche Regentschaft erinnert werden“, sagt Milde. Da Milde aber in der Oldenburger Politik und im Rathaus „Desinteresse oder sogar eine klar ablehnende Haltung“ gegenüber diesem Projekt ausmacht, hat sich der ehemalige Landtagspräsident und Oldenburger Oberbürgermeister nun direkt an Kulturministerin Johanna Wanka und Ministerpräsident David McAllister gewandt. Hintergrund: Das Areal vor dem Schlossportal gehört dem Land Niedersachsen.
Wie mehrfach berichtet, hatte das im Juni auf dem Oldenburger Landesturnier in Rastede vorgestellte Denkmal für kontroverse Debatten gesorgt. Es war von dem inzwischen verstorbenen Unternehmer Klaus Dirks (Buddelei) und dem Huder Pferdeexperten und Künstler Bernd Eylers beim Dresdner Bildhauer Walter Hilpert in Auftrag gegeben und der Stadt als Geschenk angeboten worden. Vor allem die Grünen hatten sich strikt gegen eine Aufstellung des Denkmals ausgesprochen, weil „es in Ausführung und Inhalt nicht zeitgemäß sei“. Im Kulturausschuss hieß es, man müsse zunächst Richtlinien über Kunst im öffentlichen Raum erarbeiten.
„Über Kunst“, sagt Milde, „kann man streiten. Aber wir halten das konkrete Abbild für am besten geeignet, Kinder oder auch Touristen mit dem Wirken Graf Anton Günthers vertraut zu machen.“ Seiner Meinung nach verpflichten sich die Denkmals-Gegner eher dem Zeitgeist „als dem Willen der übergroßen Mehrheit der Bürger“. Auch außerhalb des Rathauses stieß er in seinem Bemühen, das Denkmal vor dem Schloss platzieren zu dürfen, immer wieder auf das Verdikt „nicht zeitgemäß“ – unter anderem von Rainer Stamm, dem Leiter des Landesmuseums im Schloss. Annette Schwandner, Ehefrau von OB Gerd Schwandner und Abteilungsleiterin in Wankas Ministerium, habe im Gespräch über das Denkmal auf die noch nicht verabschiedeten „Richtlinien“ verwiesen.
Dieses Gespräch, so Milde, habe er nicht fortgesetzt, sondern Ministerin Johanna Wanka bei einem Treffen am 24. September angesprochen und sie mit Hintergrund- informationen versorgt, danach habe er einen Monat vergeblich auf Antwort gewartet. Am 6. November habe er dann bei einem offiziellen Abendessen in Hannover Ministerpräsident McAllister angesprochen. Der habe zugesagt, Ressortchefin Wanka nochmals zu bitten, den Vorgang zu prüfen und „zeitnah“ zu antworten. Darauf wartet Milde bis heute.
Er hoffe auf eine positive Antwort, sagt er. „Graf Anton Günther war 67 Jahre Regent des Landes Oldenburg und unterhielt eine europaweite Friedensdiplomatie, die Oldenburg von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges schützte. Daran wie an seine herausragende Rolle in der Pferdezucht sollte man erinnern“.
In dieser Einschätzung sieht er sich übrigens in guter Gesellschaft. Zum 400. Geburtstag 1983 hätten der damalige Oberstadtdirektor Heiko Wandscher und Oberbürgermeister Heinrich Niewerth im Gleichklang mit Wissenschaftsminister Johann-Tönjes Cassens den Grafen hoch gelobt. Er sei zudem Identifikationsfigur für das ehemalige selbstständige Land Oldenburg, das zuletzt mit der Abschaffung der Bezirksregierung Federn lassen musste. „Hätten wir noch eine Bezirksregierung, würde das Denkmal längst stehen“, sagt Milde, der selbst einst Verwaltungspräsident war.