Presseartikel Nordwest Zeitung


Kitsch Oder Kunst? Diskussion um Grafen-Standbild neu entfacht

von Lars Reckermann

NWZ vom 02.10.2017

Wohin mit dem umstrittenen Reiterstandbild des Grafen Anton Günther? Die Frage beschäftigt noch immer viele Oldenburger. Ein NWZ-Interview hat den Stein wieder ins Rollen gebracht.

Oldenburg. Die Diskussion um das Reiterstandbild des Grafen Anton Günther ist im Jahr seines 350. Todestages wieder neu entfacht. Es gab bis Samstagabend mehr als 40 Kommentare auf NWZonline.de und auf der Facebookseite der „Nordwest-Zeitung“. Bis Samstagabend hatten sich zudem fast 190 Personen an einer Umfrage beteiligt.

Hintergrund: Die NWZ hat am Samstag ein Interview mit Horst Milde, Befürworter des Reiterstandbildes, veröffentlicht.

Die Diskussion, ob ein der Stadt geschenktes bronzenes Reiterstandbild des Grafen Anton Günther auf seinem Pferd Kranich vor dem Schloss aufgestellt werden soll, wurde bereits in den Jahren 2012 und 2013 intensiv geführt. Das lebensgroße Standbild war eine Schenkung an die Oldenburger. Doch Kunstexperten und auch am Ende selbst der Landtag in Hannover sprachen sich gegen eine Aufstellung der Bronze im öffentlichen Raum aus. Graf Anton Günther hoch zu Ross steht heute auf dem Hof einer Autowaschstraße.

Dennoch gibt es um den ehemaligen Landtagspräsidenten und Ex-Oberbürgermeister von Oldenburg, Horst Milde, eine kleine Gruppe von Befürwortern für das Standbild. Auch die Bürger sind gespalten.

Nach der Veröffentlichung haben sich an einer Internetumfrage fast 190 Leser (Stand: Samstagabend) beteiligt. Mehr als 70 Prozent sprachen sich für die Aufstellung der Bronzestatue aus.

In den sozialen Medien und auf der Homepage der NWZ wird kontrovers diskutiert: „Graf Anton Günther gehört vor das Schloß. Kunst heißt Können und nicht wirre Gedanken formen und als Kunst bezeichnen“, schreibt Rudi Oltmanns. Oder: „Hat Oldenburg nicht wirklich bessere, größere Geister zu bieten, denen man ein Denkmal setzen sollte? Theodor Goerlitz z.B. Ja und auch Horst Milde war ein Guter“, äußert sich Hans Breslau.

Barbara Klebinger schreibt: „Solange für mich absolut unpassende Neubauten wie ein ECE oder Schlaues Haus den Schloßbereich verschandeln, sollte doch dieses Standbild wenigsten etwas den Bereich wieder als Trostpflaster wieder erhellen.“

„Klaus Dirks, würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, wieviel Theater um seine nett gemeinte Spende gemacht wird. Natürlich muss es vor dem Schloss stehen“, schreibt Hermine Rohde.

Der Facebook-User Henning Schröder ist der Meinung: „Ja um Himmelswillen, hat denn von den Befürwortern einer öffentlichen Aufstellung dieser bronzegewordenen, ästhetischen Maximalentgleisung noch nie jemand ein gutes, künstlerisch wertvolles Reiterstandbild gesehen? Das Ding ist sooo schlecht. Nackter Kitsch. Ich habe Schokolodenweihnachtsmänner und -osterhasen gesehen, die um Längen besser gemacht waren. Und was soll dieser blühende Unfug mit des Grafen Verdiensten? Leute, das war vor 400(!) Jahren und wir leben (mit Unterbrechung) seit nahezu 100 Jahren in einer Rebublik. Da sollen wir ernsthaft einem absolutistischen Alleinherrscher an ultraprominentem Ort ein Standbild errichten?“ [...] Herr Chefredakteur Reckermann: lassen Sie den verdammten, abgedroschenen Gaul nebst Reiter endlich in Frieden ruhen.“

Die Mehrzahl der Kommentare auf der NWZ-Facebookseite war bis Samstagnacht indes für die Aufstellung des Reiterstandbildes.

Dessen ungeachtet reihte sich Samstagnachmittag das Bronzestandbild klammheimlich in den Festumzug ein und wurde von einem Trecker auf einem Anhänger durch Oldenburg gefahren.

Foto: Lars Reckermann


Anton Günther hoch zu Ross

NWZ vom 23.07.2011

In Rastede überraschend Reiterstandbild aus Bronze präsentiert

Präsentation in Rastede

Unter dem Applaus des Publikums wird das neu enthüllte Graf-Anton-Günther-Standbild von zwei Altoldenburgern durch das Reiterstadion in Rastede gezogen.  Bild: Tobias Frick

Der Reitsport trat am Freitagabend für einen Moment in den Hintergrund. Wo die Skulptur künftig stehen wird, ist noch nicht entschieden. Von Jürgen Westerhoff

RASTEDE Einen unerwarteten Höhepunkt gab es am Freitagabend auf dem Landesturnier in Rastede. Was im Programmheft lediglich als Showprogramm der Holler Damensattel-Quadrille angekündigt worden war, entpuppte sich als eine spektakuläre Präsentation eines überlebensgroßen Reiterstandbilds des Oldenburger Grafen Anton Günther auf seinem legendären Pferd „Kranich“.

Horst Milde, ehemaliger Landtags- und Regierungspräsident sowie früherer Oberbürgermeister Oldenburgs, sprach davon, dass ein alter Traum nun Wahrheit geworden sei. Schon 1840 und 1900 hätte es Initiativen für ein Anton-Günther-Denkmal gegeben.

Tief beeindruckt zeigten sich auch die Gäste eines Empfangs, zu dem der Oldenburger Autozulieferer Jürgen Viertelhaus (Vierol AG) eingeladen hatte. Zu den 200 Anwesenden aus Politik und Wirtschaft gehörten unter anderem Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring, die Staatskanzlei-Chefin Christine Hawighorst und Verteidigungs-Staatssekretär Thomas Kossendey.

Wo die Bronzearbeit künftig stehen wird, ist noch nicht entschieden. In Auftrag gegeben und finanziert wurde das Reiterstandbild von Klaus Dirks und seiner Familie sowie Bernd Eylers. Klaus Dirks ist Inhaber der Modeketten „Buddelei“ und „Gina Laura“, leidenschaftlicher Oldenburger und Reiter aus Passion. Das neue Standbild will er auch mit einem entsprechenden Anton-Günther-Wanderpreis verbinden, der die Bedeutung des Landesturniers Rastede langfristig unterstreichen soll.

Bernd Eylers lebt jetzt in Hude, stammt aus Oldenburg und war sein Leben lang der Reiterei eng verbunden. Seine berufliche Entwicklung begann er als Gestütsmeister auf Schlenderhan bei Köln, später wurde er erfolgreicher Pferde-Fotograf. Eylers ist außerdem Inhaber einer Werbeagentur, die sich auf Reitsport und Pferdezucht spezialisiert hat.

Mehr als eine Tonne wiegt die Bronzeskulptur von Graf Anton Günther auf seinem berühmten Pferd „Kranich“. Entworfen wurde die Arbeit von dem Dresdner Künstler Walter Hilpert, der vor mehr als einem Jahr mit dem Standbild begonnen hat. Vorlage war das Wandbild aus der Oldenburger Innenstadt.

Das Werk besteht aus etwa 20 Einzelteilen, die vor sechs Wochen in einem Metallbetrieb in Schleswig-Holstein gegossen wurden. Die besondere Herausforderung solcher Arbeiten besteht darin, die Bronzeteile so zu verbinden, dass keine Nähte sichtbar sind.

Graf Anton Günther nach Oldenburg

"Natürlich gehört Graf Anton Günther nach Oldenburg und auf den Schlossplatz – neben sein „Haus... Das wäre ein wunderschönes Bild."

Udo Lux, Oldenburg

Skulptur auf den Oldenburger Schloßplatz

"Ich wünsche mir, dass die Bronze-Skulptur „Graf Anton Günther und sein Kranich“ demnächst auf dem Schlossplatz steht."

Ingeborg Deeke, Oldenburg

Geschichte Oldenburgs mit Graf Anton Günther verbunden

"Wenn es um die Geschichte Oldenburgs geht, ist sie doch untrennbar mit Graf Anton Günther verbunden... Zu „unserem“ Grafen gehört sein Schloss, da sollte es kein Wenn und Aber geben...

Isolde Sudmann, Oldenburg