2. TITELEI & VORSPIEL (ca. 02:30 min)

Außen. Tag. Innenstadt. Leichte, heitere Filmszenen vom aktuellen Oldenburger Straßenleben: Sehenswürdigkeiten, gutgelaunte Menschen, spielende Kinder, Hunde, Fahrradfahrer. Dazwischen witzige Kleinigkeiten und Kurioses.
Darüber: Titelei.
Dann: OFF-SPRECHER (tief, brummig und gediegen, gutgelaunt und nur ganz-ganz leicht ironisch)
OFF-SPRECHER
Hallo. Willkommen in Oldenburg. Welches Oldenburg? ... Na, das Oldenburg in Niedersachsen. Das Oldenburg in Oldenburg ... Großes O Punkt, Kleines I Punkt, Großes Ooo ... Jaaa, genau, das Oldenburg! Die wahrscheinlich schönste Stadt der Welt.
Finden jedenfalls die Oldenburger. Ja, keinechter Oldenburger kann verstehen, warum irgendjemand eigentlich nicht in Oldenburg lebt. Sondern irgendwo anders auf der Welt. Ganz besonders nicht die Oldenburger, die noch nie irgenwo anders waren als in ihrem geliebten Oldenburg.
Wozu denn auch? Ob Ost, ob West – Oldenburg best! Und die Oldenburger sind ja ganz zu recht so stolz auf ihre Stadt. Und natürlich auch auf sich selbst. Als wahrscheinlich auch beste Bürger der Welt. Und ganz-ganz tief in ihrem Oldenburger Herzen, in ihrem Heimatgefühl da innen drinne ... da sind die echten Oldenburger auch noch stolz auf ihre Geschichte.
Auf die Jahrhunderte alte und eigentlich auch einzige Geschichte ihres geliebten Oldenburger Landes ... Nämlich die Geschichte von ... Graf ... Anton ... Günther ...
Schnitt: Außen. Das Oldenburger Schloss. Schöne Gesamtansichen, schöne Details der Fenster und Fassaden.
OFF-SPRECHER
Ja, so hieß man damals: Anton Günther. Und dann natürlich noch Graf zu Oldenburg und Delmenhorst, Herr zu Jever und Kniephausen undsoweiter etcetera pee-pee ... und das hier, das ist sein Schloss.
Beziehungsweise: War sein Schloss. Bis unser Graf Anton, nach langen sechzig Jahren Regierungszeit, dann auch irgendwann den silbernen Löffel abgeben musste. Ja, selbst der Adel ist sterblich. Sogar der König und der Papst. Seltsam eigentlich.
Man bestattete Graf Anton und ein paar Jahre später auch seine kinderlos gebliebene Gattin Sophie mit allen Ehren und Würden in der gräflichen Gruft in der Oldenburger Lamberti-Kirche ... und das alles ist jetzt schon über 300 Jahre her. Trotzdem kennt noch jeder in Oldenburg seinen Namen, jedes Kind erkennt Graf Anton, wenn er – noch so ein Wunder, weil ja eigentlich schon ewig tot – Jahr für Jahr wieder munter auf seinem Lieblingspferd »Kranich« – ebenfalls noch quicklebendig –  das Kramermarktsfest eröffnet. Und natürlich, klar, der Deichbau ... und der Weserzoll ... die ZuchtedlerRösser und sein cleveres Pferdebestechungsgeschenk an General Tilly im Dreißigjährigen Krieg damals, damit Oldenburg verschont und nicht verwüstet wurde ... Ja ... und das ist eigentlich das dritte Wunder ... ja, es gab keine Kriege unter Graf Anton wie überall anders üblich ... keine Hungersnöte ... Höchstens hier und da mal ein bisschen die Pest. Gute Zeiten für damalige Zeiten!
Kamera zeigt besonders schönes Detail des Schlosses.
OFF-SPRECHER
Schön, nicht wahr? Ja, und heute ist Oldenburg noch viel mehr als früher eine wirklich ausnehmend schöne Stadt ... Naja, nicht ganz. Nicht mehr überall ...
Schwenk auf die Leuchtreklame der LZO, über die Alte Wache mit Geldautomatenreihen hin auf das ECE-Einkaufzentrum.
OFF-SPRECHER
Sogar hier, ins schöne Oldenburg, und dann auch noch direkt gegenüber von Graf Antons Schloss, sind in den letzten Jahren plötzlich ein paar hochmoderne Hässlichkeiten hingeklotzt worden. Ganz schreckliche ... hässliche ... grässliche ...
Die Kamera beginnt kurz zu schwanken, als würde ihr schlecht. Sie schwenkt schnell zurück auf’s Schloß, fängt sich dort an der Fassade wieder. Und während des folgenden Off-Sprecher-Textes fährt sie langsam auf ein Fenster in der Schlossfassade zu und zoomt sich dort bis nah heran ...
OFF-SPRECHER
Doch dazu später leider mehr. Was Sie jetzt nur noch wissen müssen, um das Folgende zu verstehen, das ist das Folgende: Graf Anton Günther war nicht nur während seiner langen Regierungszeit ein extrem geschickter Diplomat und bauernschlauer alter Fuchs ... nein, neuesten Forschungen zu Folge soll der Graf es sogar noch auf seinem Sterbebett geschafft haben, mit keinem Geringerem als mit dem Tod persönlich einen außergewöhnlich günstigen, ja, wahrscheinlich sogar einmaligen Handel hingekriegt zu haben.
Denn weil der Graf als letzter seiner langen Adelssippe ja nun leider sozusagen nicht nur so einfach sterben, sondern sozusagen gleich ganz und gar »aussterben« müsse ... aber zufällig noch zehn bildschöne Hengste im Stall stehen habe ... also, nur falls der Tod an diesen Prachtpferden Interesse habe und dafür den Grafen irgendwann noch einmal von seinem Grab wieder auferstehen lasse, um zu sehen, was aus seinem geliebten Oldenburg geworden sei – und »Gebongt!« ruft da der Tod. Und schlägt mit seiner Sense ein.
Tscha. Und damit Graf Anton bei seiner Wiederauferstehung nicht plötzlich so ganz alleine ist in einer dann ja vielleicht völlig fremden Zukunftswelt, deshalb wurde der damaliger Hofchronist des Grafen, also sozusagen sein PR-Manager, ein gewisser Johann Just Winkelmann, sogar schon ein paar Tage früher wiedererweckt. Um sich für den Grafen schon mal ein bisschen umzuschauen und schlau zu machen in diesem Zukunftsoldenburg.
So. Aber jetzt schnell hinein ins Oldenburger Schloss. In dieses eine Kaminzimmer hier, an seinen Lieblingsplatz – denn jeden Moment wird jetzt auch Graf Anton Günther sein Grab verlassen und genau dort wieder erscheinen .

Graf Anton Günther nach Oldenburg

"Natürlich gehört Graf Anton Günther nach Oldenburg und auf den Schlossplatz – neben sein „Haus... Das wäre ein wunderschönes Bild."

Udo Lux, Oldenburg

Skulptur auf den Oldenburger Schloßplatz

"Ich wünsche mir, dass die Bronze-Skulptur „Graf Anton Günther und sein Kranich“ demnächst auf dem Schlossplatz steht."

Ingeborg Deeke, Oldenburg

Geschichte Oldenburgs mit Graf Anton Günther verbunden

"Wenn es um die Geschichte Oldenburgs geht, ist sie doch untrennbar mit Graf Anton Günther verbunden... Zu „unserem“ Grafen gehört sein Schloss, da sollte es kein Wenn und Aber geben...

Isolde Sudmann, Oldenburg