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Grafen-Standbild scheidet die Geister
NWZ vom 02.02.2012
Nordwest-Radio holt Gegner und Befürworter an einen Tisch – Keine AnnäherungDiskutierten (von links): Rainer Stamm (Landesmuseum), Harald Götting (Bürgervereine), Moderator Martin Busch, Ex-OB Horst Milde und Sebastian Beer (Grüne) Bild: Thorsten Kuchta
Die Debatte wurde engagiert geführt. Doch es blieb bei Schlagabtausch statt Austausch. Von Thorsten Kuchta
OLDENBURG Die Debatte um das Standbild von Graf Anton Günther bewegt seit über einem halben Jahr die Stadt. Das Nordwest-Radio holte am Mittwoch jeweils zwei Befürworter und Gegner der Aufstellung am Schloss an einen Tisch – und dabei wurde deutlich, dass sich die Lager nicht näher gekommen sind.
Ex-Oberbürgermeister Horst Milde (SPD), einer der Hauptinitiatoren des Grafen-Standbilds, hält die Sache für entschieden. 80 Prozent der Oldenburger seien für die Aufstellung am Schloss. Das sei der Sachverhalt, den Niedersachsens Kulturministerin Johanna Wanka „einfach nicht begreife“. Milde halte es für schädlich, dass „eine auf Zeit gewählte Obrigkeit Bürgerengagement verhindern will“. Alternative Standorte würden Graf Anton Günther nicht gerecht, zudem beharre die Familie des verstorbenen Stifters Klaus Dirks alternativlos auf das Schloss-Umfeld: „Das ist sein Vermächtnis.“
Rainer Stamm, Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, lehnt das Standbild am Schloss dezidiert ab. Seit 1919 sei ein solches Denkmal in Deutschland nicht mehr aufgestellt worden. Es handele sich nicht um ein Reiterstandbild, sondern um die Verkörperung eines absolutistischen Herrschaftsgestus. Zudem sei es Aufgabe eines Museums, Kunstwerke der Zeit zu präsentieren – auch aus der Vergangenheit, aber keine neuen mit historisierender Handschrift.
Auch die Tatsache, dass es ein Geschenk sei, verpflichte nicht zur Annahme: „Viel Kunst entsteht freiwillig und wird dennoch nicht in Museen gezeigt.“ In einem Nebensatz machte Stamm deutlich, wie verhärtet aus seiner Sicht die Fronten sind: Die Initiatoren hätten nach seiner Ablehnung gesagt, „jetzt kann der Krieg beginnen“. Milde wies dies zurück.
Für Harald Götting von der Arbeitsgemeinschaft Stadtoldenburger Bürgervereine ergibt es keinen Sinn, die Diskussion auf der kulturhistorischen Ebene zu führen: „Wir wollen den Grafen mit diesem Denkmal sehen können, wie er war, und ihn auch anfassen. Diese Gelegenheit sollte man beim Schopfe ergreifen.“ Die Oldenburger wollten dieses Denkmal und nicht nur Kunstwerke, „bei denen man nicht weiß, was das bedeuten soll“. Die Bürgervereine hätten bei der Unterschriftensammlung für das Denkmal überwiegend Zustimmung erfahren: „Es ist nicht repräsentativ, aber auch ich gehe von 80 Prozent Befürwortern aus.“
Sebastian Beer, Vorsitzender der Grünen Ratsfraktion, betonte, dass es keine repräsentative Umfrage zu diesem Thema gebe und die Initiatoren dies auch nie beantragt hätten.
Es gebe auch Bürger, die das Denkmal nicht wollen. Das zu verschweigen, sei intolerant. Er bezweifelte zudem, ob der Graf so bedeutend sei, wie Milde ihn darstelle: „Ich halte ihn für einen mittelmäßigen absolutistischen Herrscher.“ Darüber hinaus wies er Mildes Kritik am Kulturausschuss zurück: „Der kann gar nicht über das Landesareal am Schloss entscheiden.“