Blick auf neuen Horizont in Kunstdebatte

NWZ vom 23.02.2012

Kulturausschuss vertagt Leitlinien auf März – Diskussion über öffentlichen Raum
von Sabine Schicke

Der Entwurf wird überarbeitet. Es geht auch um die städtebauliche Identität der Stadt.

OLDENBURG Es gab zwar keine Abstimmung über die Leitlinien zur Aufstellung der Kunst im öffentlichen Raum, aber einen entscheidenden Schritt weiter kam der Kulturausschuss am Dienstagabend in seiner Sitzung im PFL dennoch. Das Gremium machte seinen Willen deutlich, sich mit diesem Thema – und mithin mit der Gestaltung des öffentlichen Raums in der Stadt – ernsthaft und kritisch auseinanderzusetzen.

Nicht zuletzt gelang dies durch die Expertise dreier Gäste mit Rederecht: Ex-Kulturdezernent Dr. Ekkehard Seeber, Künstler Udo Reimann und Kritiker Jürgen Weichardt. So machte Seeber deutlich, dass sich eine Stadt durch gewachsene Strukturen eine Identität gebe. Dazu gehöre der Umgang mit schwierigen Erinnerungsorten, aber auch eine städtebauliche Qualität, in der Plätze nicht nur „möbliert“ oder mit Kunst verstellt würden. Er wünschte sich eine Vision für die ästhetische Gestaltung nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch vor dem Hintergrund, Stadtgeschichte zu akzentuieren.

Trotz durchaus kontroverser Standpunkte und rhetorischer Spitzen diskutierten vor allem Petra Averbeck (CDU), Sebastian Beer (Grüne), Sabine Cupin (SPD) und Hans-Richard Schwartz (FDP) engagiert in der Sache. Die Leitlinien-Debatte, ob Künstler einen Abschluss haben müssen oder nicht, die sich künftig an Ausschreibungen beteiligen dürfen, beendete Beer schlicht mit dem Hinweis, dass in dem vorgeschlagenen Text das Wort „sollte“ stehe.

Sabine Cupin brachte etwa Dresdner Kunstleitlinien ins Gespräch, in denen u.a. geregelt ist, überhaupt einen Betrag für Kunst im öffentlichen Raum auszugeben. Etwas Ähnliches würde etwa die jährliche Diskussion erleichtern, ob man Geld für Kunst oder Kindergärten ausgebe.

Grüne und CDU sprachen sich für ein schnelles Verabschieden der Leitlinien aus, nicht zuletzt, um etwas in der Hand zu haben für den Fall, dass Ex-Landtagspräsident Horst Mildes Petition in Sachen Anton-Günther-Standbild entschieden werde.

Nun werden manche Leitlinien-Anregungen Seebers, Reimanns und Weichardts mit der ursprünglichen Fassung von Museumsdirektor Friedrich Scheele abgeglichen. Die drei hatten sich übrigens für mehr Mitspracherecht Oldenburger Kunstschaffenden stark gemacht. Nun soll über das Papier in der März-Sitzung entschieden werden.

Kultur zeigt Kontur

Sabine Schicke, Stell. RedaktionsleitungKommentar von Sabine Schicke

An Graf Anton Günthers Standbild scheiden sich die Geister. Aber auch wer dieses historisierende Stück schlicht gräuslich findet, kann nicht umhin, sich darüber zu freuen, was es auslöst: Der Kulturausschuss mischt sich als strategisches Gremium ein. Nicht nur Bau- und Verkehrsausschuss geben Leitlinien vor.

Es entwickelt sich endlich eine Debatte darüber, wie Oldenburg sich als urbane Großstadt präsentieren will.

Wie kann sich die glücklicherweise wachsende (Wissenschafts-)Stadt mit jener Tradition verbinden, die vielen lieb ist? Wie können wir Zukunft und Vergangenheit verweben, ohne sie zu verbauen (siehe Hafenpromenade)? Aber auch, ohne dass Hochhäuser an falschen Stellen sprießen oder geschenkte Grafen öffentlich reiten, die in Vorgärten gehören.

Außer Begegnungen mit Menschen sind es Gebäude, Plätze, Parks und nicht zuletzt die Kunst im öffentlichen Raum, die eine Stadt zu etwas Besonderem machen.

Graf Anton Günther nach Oldenburg

"Natürlich gehört Graf Anton Günther nach Oldenburg und auf den Schlossplatz – neben sein „Haus... Das wäre ein wunderschönes Bild."

Udo Lux, Oldenburg

Skulptur auf den Oldenburger Schloßplatz

"Ich wünsche mir, dass die Bronze-Skulptur „Graf Anton Günther und sein Kranich“ demnächst auf dem Schlossplatz steht."

Ingeborg Deeke, Oldenburg

Geschichte Oldenburgs mit Graf Anton Günther verbunden

"Wenn es um die Geschichte Oldenburgs geht, ist sie doch untrennbar mit Graf Anton Günther verbunden... Zu „unserem“ Grafen gehört sein Schloss, da sollte es kein Wenn und Aber geben...

Isolde Sudmann, Oldenburg